Es folgen weitere, schlaflose Nächte bei den VfL-Verantwortlichen…

Man sollte als Bochum Fan keine (vor)eiligen Schlüsse aus dem 0:4 Debakel aus Leipzig ziehen.

Nicht nach einem Spiel. Nicht nach einer knappen Woche Arbeit von Trainer Thomas Letsch. Seine Ansätze und Vorstellungen zum Thema Taktik, Einsatz und Umgang mit dem Team sind nach vielen Gesprächen plausibel und stimmig. Können aber (noch) nicht sofort mit dem Team umgesetzt werden. Dafür ist der Zeitpunkt der Einstellung in der laufenden Saison zu ungünstig. Zu wenig konnte er Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Vorfeld nehmen. Man muss ihm Zeit geben, seine Spielphilosophie zu erklären -mit den ihm dafür aktuell zur Verfügung stehenden VfL-Lizenzspielern.

Auch nach dem Spiel hat er klar und offen analysiert, die Fehler und Erkenntnisse angesprochen:

„Wir waren in allen Belangen unterlegen, das war heute eindeutig. Wir haben es leider nicht geschafft, das, was wir uns vorgenommen haben, umzusetzen. Mit Ball hatten wir absolut keine Entlastung. Wir müssen nun Lösungen finden und wollen gegen Frankfurt im eigenen Stadion deutlich besser spielen.“

Selbstkritik, die keine Selbstverständlichkeit im Profigeschäft ist…

Die Ausgangslage war aber vor dem Spiel allen klar:

Neu-Coach Thomas Letsch ist geholt worden, um den VfL in der Bundesliga zu halten. Eine knappe Trainingswoche hat er nun Zeit gehabt, um erste Eindrücke zu sammeln. Anschließend hat er mit seinem Trainerteam die Entscheidung getroffen, das Grundsystem auf 3-5-2 mit viel Raumdeckung zu verändern. Dies ist ordentlich misslungen. Gerade gegen die schnellen Leipziger ist er sehr mutig gewesen, den jungen Tim Oermann, Ivan Ordets als nicht allzu schnellen Abwehrboss und Jannes Horn, von Beginn an, aufs Feld zu schicken. Dazu blieben Christian Gamboa und Danilo Soares weiter auf ihren Außenverteidigerpositionen.

Wahrscheinlich wäre es sinnvoller gewesen, den sowieso nicht mit Selbstvertrauen strotzenden VfL-Kickern nicht direkt im ersten Spiel und dann auch noch gegen die starken Leipziger, diesen Systemwechsel zuzumuten. Denn das Ergebnis war offensichtlich. Bochum wurde an die Wand gespielt, hatte zu keinem Zeitpunkt im Spiel Zugriff auf das Spiel.

Dazu war verwunderlich, warum ausgerechnet der einzig konstant und gut spielende Bochumer Kevin Stöger NICHT von Anfang an spielte.

Coach Thomas Letsch dazu:

„Wir haben im Trainerteam darüber diskutiert, ob wir mit ihm anfangen. Wir wollten Spieler auf dem Platz haben, die laufstark sind, aggressiv spielen, wo Kevin nicht so zur Geltung kommt mit seiner fußballerischen Qualität. Man muss aber sagen, als Kevin hereinkam, war er noch einer der wenigen Spieler, der den Ball gefordert hat.“

Auch Jacek Goralski, der seit langer Verletzung von Anfang an wieder spielte und für seine aggressive Spielart bekannt ist, ging am Samstag mit den restlichen Kollegen komplett unter. Kein Zugriff auf das Spiel mit Ball, komplett ohne Zugriff auf das Spiel gegen den Ball und ohne Impulse empfahl er sich nicht unbedingt für einen Startelfplatz gegen Frankfurt.

Unter Strich war ironischerweise nur Manuel Riemann der einzige Bochumer, in Normalform. Denn er erhielt von Coach Letsch schon vor weit dem Spiel die Garantie, mit dabei zu sein. Auffällig: Riemann blieb fast das gesamte Spiel ruhig und diskutierte nur wenig mit den eigenen Spielern, obwohl es dafür gute Gründe gegeben hätte.

Dieser Auftakt in Leipzig wird daher dafür sorgen, dass die schlaflosen Nächte für den neuen Coach Thomas Letsch in Bochum garantiert nicht weniger werden.

Am kommenden Samstag gastiert (15.30 Uhr/Sky) die Eintracht aus Frankfurt im Ruhrstadion – dann muss aus Bochumer Sicht eine ganz deutliche Steigerung her. Und sichtbare Lösungen allen Fans angeboten werden.

Kapitän Losilla: „Wir haben auf ein neues System umgestellt, haben aber keine Zweikämpfe angenommen. Zweikämpfe zu gewinnen, muss der erste Weg sein, um zu punkten.“

Gerrit Holtmann: „Wir hatten keine spielerischen Lösungen. Daran müssen wir schnellstmöglich ansetzen, Lösungen zu finden. Auch wenn wir Tabellenletzter sind, müssen wir mutig bleiben und weiter Gas geben. Irgendwann werden wir drei Punkte einfahren.“

Präsentiert man sich nicht zumindest vom Einsatz und der Leidenschaft am Samstag so, wie in den Spielen dieser Saison (ausgenommen FCB) unter Ex-Coach Thomas Reis, kann es ungemütlich werden. Und die bis jetzt noch pro-VfL-Stimmung schneller kippen, als es allen Verantwortlichen lieb ist.

Im November dürfte es dann bei der stattfindenden Jahreshauptversammlung ordentlich Gesprächsbedarf in Richtung Vorstand und Aufsichtsrat vieler Bochumer VfL-Mitglieder geben….

Es bleibt zu hoffen, dass Thomas Letsch mit seinem Trainerteam in der nächsten Woche, die richtigen Ableitungen aus dem Spiel gegen Leipzig zieht. Und endlich der ersehnte Sieg eingefahren werden kann.


Hinterlasse einen Kommentar