
Die aktuellen Zeiten beim VfL sind mehr als herausfordernd. Bochum steht auf einem Relegationsplatz. Die Fans und das Umfeld sind verunsichert, wie die Wende gelingen soll. Bei Coach Heiko Butscher spürt man jedoch nach einer guten Trainingsarbeit am Dienstag, dass der Fußballlehrer genug Energie hat, um das Team mit seinen frischen Impulsen zu versorgen. Und, dass der Fußballtrainer mit dem VfL einen Plan hat. Für das Interview nach dem Training nimmt sich Heiko Butscher extrem viel Zeit, um seine Sicht der Dinge, für alle anwesenden Journalisten transparent zu machen. Keine Selbstverständlichkeit in dieser stürmischen Saison-Phase…
Herr Butscher, zwei Spiele haben Sie nun mit dem VfL absolviert. Lassen Sie uns ein bisschen teilhaben, an Ihren Gedanken. Es wird ja fleißig darüber diskutiert, dass Sie als neuer Trainer neue Impulse ins Spiel bringen sollten. Jetzt spielen Sie jedoch fast mit der identischen Aufstellung wie Thomas Letsch und nach vorne läuft es auch nicht so richtig gut. Welche Überlegungen und Erkenntnisse haben Sie in den letzten beiden Wochen gesammelt?
Heiko Butscher: „Darüber können wir sehr, sehr lange diskutieren. Ich hatte bislang 14 Tage Zeit, diese Mannschaft näher kennenzulernen. Wir haben uns im ersten Spiel gegen Heidenheim für die gleiche Formation wie zuvor entschieden und die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht. Sie hat vieles davon umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Mit etwas Spielglück beziehungsweise etwas mehr Qualität im Abschluss hätten wir in Führung gehen können. Wenn wir in Führung gehen, würden viele sagen, dass zu sehen sei, dass die Mannschaft neues Selbstvertrauen bekommen habe. Wir haben aber nur Unentschieden gespielt. Aber wir haben auch schon Erkenntnisse gewinnen und Fortschritte feststellen können, haben schon etwas mehr Fußball gespielt. Genau daran wollten wir in Wolfsburg anknüpfen. Unser Ansatz war, das Spiel so lange wie möglich ausgeglichen zu gestalten und die Null zu halten. Wir haben uns dabei exakt für dieselbe Startaufstellung entschieden. Bis zum Gegentor war es eine sehr ordentliche erste Halbzeit. Die zweite hat uns nicht mehr so gut gefallen.“
Was kann man aus der Niederlage gegen Wolfsburg ziehen?
Heiko Butscher: „Ich habe schon länger keine Bochumer Mannschaft mehr gesehen, die in Wolfsburg eine so überlegene erste Halbzeit gespielt hat. Wir haben den Ball gehabt und uns nach vorne durchgespielt. Was fehlte, war die letzte Intensität vor dem Tor, trotz guter Chancen waren wir nicht zwingend genug. In der zweiten Halbzeit sah es anders aus, insgesamt waren es zu viele lange Bälle. Wir wollen, dass der Spielaufbau vorbereitet ist, wir mehr Pässe spielen, um dann auch in der gegnerischen Defensive Lücken zu finden. Das haben wir in den letzten 20 Minuten nicht gut gemacht. Die Erkenntnis aus dem Wolfsburg-Spiel: Wir wollen und müssen noch effektiver nach vorne sein, uns mehr Torchancen herausarbeiten. Dabei sollte berücksichtigt werden, aus welcher Situation wir kommen. In so kurzer Zeit lässt sich keine komplett neue Spielphilosophie implementieren. Wir werden nicht von heute auf morgen Tiki-Taka spielen, so ist unser Spiel auch nicht ausgerichtet.“
Was ist denn Ihre Spielidee, was wollen Sie bei den Profis gerne umsetzen?
Heiko Butscher: „Wer meine Spielidee bei der U19 verfolgt hat, stellt fest, dass wir auch dort schon immer mit spielstarken Spielern agiert haben. Es braucht etwas Zeit, um so etwas zu implementieren, um alle Spielphasen bestmöglich zu kontrollieren.
Darum geht es gerade in unserer Situation nicht. Es geht um Ergebnisse und Punkte, um in dieser Liga zu bleiben. Und da geben wir zusammen alles, um das, was die Mannschaft stark macht, nochmals auf die nächste Ebene zu stellen.“
Wie will man den Negativtrend durchbrechen?
Heiko Butscher: „Die Moral im Team ist absolut intakt, die vielzitierte Mentalität also vorhanden. Anders ließe sich ein Comeback wie gegen Heidenheim auch kaum realisieren. Natürlich strotzt die Mannschaft nach einer Serie von acht Spielen ohne Sieg nicht vor Selbstvertrauen. Deshalb geht es jetzt darum, sich auf das zu konzentrieren, was wir gut können, und das noch zu perfektionieren. Wir sind der VfL Bochum und wissen, dass wir Teamgeist verinnerlichen und zeigen müssen, um am Ende den Klassenerhalt zu schaffen. Darauf wird es am Freitag ankommen und wir sind bereit.“
Nun fallen die Stammspieler Christopher Antwi-Adjei und Patrick Osterhage gegen Hoffenheim aus. Wie ist Ihre Sichtweise dazu?
Heiko Butscher: „Dass Sperren drohen, ist kaum zu verhindern. Das zieht zwangsläufig Änderungen nach sich. Deshalb habe ich von Beginn an alle Spieler mit ins Boot geholt. Es geht darum, genau dann bereit zu sein, wenn du gebraucht wirst. Ich bin absolut überzeugt von jedem Spieler hier, die Qualität ist vorhanden. Aber jetzt geht es darum, die richtigen Spieler für diese Phase zu finden. Dabei geht es auch um die Einstellung, das Zweikampfverhalten und die Bereitschaft, alles zu geben. Das ist die Basis und so kommt das Selbstvertrauen zurück.“
Schafft der VfL die Wende?
Heiko Butscher: „Davon bin ich fest überzeugt. Die Moral ist da, wir haben eine gute Mannschaft und unsere fantastischen Fans, die uns bis zum Schluss unterstützen werden. Wir brauchen sie und wollen ihre Unterstützung mit einer guten Leistung honorieren. Am Freitag gegen Hoffenheim werden wir bereit sein.“
