Kommentar: Der Wendepunkt im Abstiegskampf?

Was für ein Spiel, was für eine zweite Halbzeit, was für eine Explosion an Emotionen!

Der VfL Bochum hat am gestrigen Abend gezeigt, warum der Fußball so viele Menschen und Fans fasziniert. Nach einer bisher enttäuschenden Hinrunde, geprägt von Unsicherheit und fehlendem Selbstvertrauen, könnte das gestrige Spiel gegen RB Leipzig den Wendepunkt markieren.

Zur Pause sah es noch nicht nach einem historischen Abend aus. Leipzig führte mit drei Toren Vorsprung, und vieles deutete darauf hin, dass der VfL ein weiteres Mal, wie schon so oft in der Saison, unter die Räder geraten könnte. Doch dann kam die zweite Hälfte – und mit ihr ein entfesselter VfL Bochum.

Drei Tore in 13 Minuten, ein Hexenkessel an der Castroper Straße, pure Leidenschaft und eine Bochumer Mannschaft, die plötzlich über sich hinauswuchs. Es war, als hätten alle VfL-Spieler, Trainer Dieter Hecking und die Fans beschlossen, sich gemeinsam endgültig aus der Krise zu stemmen – und genau das taten sie gestern auch.

Ein besonderer Verdienst gebührt dabei Trainer Dieter Hecking. Seine Erfahrung und seine Ruhe in dieser brisanten Situation sind genau das, was der VfL jetzt braucht. Während andere vielleicht in Panik verfallen wären, bewies Hecking erneut, warum er ein so geschätzter Mann an der Seitenlinie ist. Die taktischen Umstellungen schon während des Spiels und in derHalbzeit und sein unerschütterliches Vertrauen in die Mannschaft zahlten sich aus. Seine Führungsqualitäten waren gestern der stille Motor dieses Erfolgs.

Doch nicht nur der Trainer ragte heraus. Myron Boadu, der im Winter mit hohen Erwartungen geholt wurde, vom Coach öffentlich kritisiert wurde, zeigte mit einem fantastischen Hattrick eindrucksvoll, warum er genau der Spieler ist, den Bochum in dieser schwierigen Phase gebraucht hat. Seine Schnelligkeit, sein Instinkt vor dem Tor und seine eiskalte Abschlussstärke gaben dem Spiel die entscheidende Wende. Boadu hat gestern bewiesen, dass er das Potenzial hat, ein entscheidender Faktor im Abstiegskampf zu werden. Mit solchen Auftritten hat er nicht nur Tore, sondern auch Hoffnung und Selbstvertrauen ins Bochumer Spiel zurück gebracht.

Und: Der Funke sprang über, von der Mannschaft auf die Tribünen und wieder zurück aufs Feld.

Der „Hexenkessel-Ruhrstadion“ lebt seit gestern wieder.

Jeder Zweikampf wurde gefeiert, jeder Pass bejubelt, und bei jedem Tor schien das Stadion zu beben. Die VfL-Spieler kämpften, rannten und grätschten, als ginge es um alles – und in gewisser Weise tat es das auch. Denn dieses Spiel könnte mehr gewesen sein als nur ein Unentschieden: Es war ein Schlüsselerlebnis, das die Bochumer-Mannschaft näher zusammengeschweißt hat. Ein Moment, der zeigt, dass der Klassenerhalt trotz aller Rückschläge möglich ist.

Die VfL-Fans haben ihren Teil dazu beigetragen. Es war beeindruckend zu sehen, wie das Stadion geschlossen hinter der Mannschaft stand – trotz der bisherigen Enttäuschungen dieser Saison. Die Verbindung zwischen Fans und Team ist seit gestern spürbar stärker geworden, und genau diese Einheit könnte in den kommenden Wochen der entscheidende Faktor sein. Denn eines ist klar: Wer solche Spiele noch drehen kann, hat auch die Kraft, sich aus dem Tabellenkeller zu befreien.

Dieter Hecking, die Fans und ein Spieler wie Myron Boadu sind jetzt die Säulen, die diesen VfL Bochum tragen. Mit dieser Mischung aus Erfahrung, Leidenschaft und individueller Klasse ist alles möglich. Die Hinrunde mag nicht gut gewesen sein, aber jetzt zählt nur eines: den Schwung mitzunehmen, gemeinsam anzugreifen und das Unmögliche möglich zu machen.

Bochum lebt, der VfL lebt – und mit diesem Spirit, und einem Trainer wie Hecking an der Seite, ist alles möglich!

Foto: Sebastian Sendlak