Was für ein langer Nachmittag im Ruhrstadion! Das Spiel zwischen dem Bochum und Eintracht Frankfurt hatte alles: Fan-Eklat, packende Tore und einen Torwart, der zum Helden des Abends wurde. Doch bevor es überhaupt losging, sorgten die Frankfurter Ultras für eine XXL-Verzögerung. Ihr Protest mit riesigen Bannern blockierte die Notausgänge – und die Partie stand sogar kurz vor dem Abbruch! Erst nach einer hitzigen Diskussion mit Vereinsverantwortlichen räumten die Fans das Feld, und die Partie konnte mit fast einer Stunde Verspätung endlich starten.
Und wie sie startete! Die ersten 20 Minuten gehörten klar dem VfL, der mit enormem Tempo und aggressivem Pressing den Ton angab. Matus Bero hatte gleich zwei vielversprechende Abschlüsse, doch Kaua Santos parierte, wie so oft an diesem Sonntag, beide mit starken Reflexen. Philipp Hofmann, Felix Passlack und Ivan Ordets hatten weitere Gelegenheiten, doch entweder fehlte die Präzision oder sie scheiterten am überragenden Frankfurter Keeper.

Nach 20 Minuten ließ sich die Eintracht dann aber nicht länger bitten. Das spielstarke Mittelfeld um Jean-Mattéo Bahoya, Mario Götze und Hugo Ekitike nahm das Heft in die Hand und drehte die Partie mit gnadenloser Effizienz. Bochum kam gegen das präzise und schnelle Spiel der Hessen nicht hinterher. Nach einem dynamischen Lauf enteilte Ellyes Skhiri Tim Oermann und Ivan Ordets, legte quer auf Rasmus Kristensen, der mit seinem ersten Versuch noch an Timo Horn scheiterte, doch im Nachschuss das 0:1 erzielte (27.). Das war ein Wirkungstreffer. Bochum verlor den Faden, Frankfurt dagegen drückte weiter. Nur fünf Minuten später erlief Ekitike einen perfekten Götze-Pass, ließ seine Gegenspieler stehen und bediente den heranstürmenden Bahoya, der eiskalt zum 2:0 einschob (32.).
Doch der VfL gibt sich nie kampflos geschlagen! Das zeichnet ihn aus. In der zweiten Hälfte stemmten sich die Gastgeber gegen die drohende Pleite und kamen mit neuer Energie aus der Kabine. Georgios Masouras prüfte Kaua Santos mit einem gefährlichen Schuss, während Philipp Hofmann erneut eine gute Kopfballchance vergab. Trainer Dieter Hecking zog schließlich seine Joker und brachte Myron Boadu und Gerrit Holtmann, die nach Verletzungen ihr Comeback feierten. Holtmann setzte in der 73. Minute dann das Zeichen, das das Stadion aufweckte: Nach einem schnellen Angriff zog er aus vollem Lauf ab und traf zum 1:2-Anschluss.

Der VfL warf nun alles nach vorne, riskierte viel – und hatte die riesige Chance zum Ausgleich! In der Nachspielzeit kam Dani de Wit nach einer Ecke zum Kopfball, doch Kaua Santos parierte sensationell. Der zweite Ball landete vor den Füßen von Moritz Broschinski, der aus zwei Metern das Tor verfehlte. Diese vergebene Chance rächte sich bitter, denn nur wenige Sekunden später machte Michy Batshuayi mit einem eiskalten Konter alles klar. In der sechsten Minute der Nachspielzeit setzte er den Schlusspunkt zum 3:1-Endstand.
Spielstatistiken:
- Ballbesitz: Bochum 46 % – 54 % Frankfurt
- Torschüsse: Bochum 18 – 11 Frankfurt
- Ecken: Bochum 7 – 4 Frankfurt
- Zweikampfquote: Bochum 51 % – 49 % Frankfurt
- Laufleistung: Bochum 117 km – 115 km Frankfurt
- Pässe: Bochum 412 – 468 Frankfurt
Damit bleibt Bochum vorerst Sechzehnter, der Rückstand auf St. Pauli auf Rang 15 ist auf fünf Punkte angewachsen. Zudem musste der VfL noch vor der Pause den verletzungsbedingten Ausfall von Winterzugang Tom Krauß verkraften (Coach Hecking: „Tom hat etwas muskuläres gespürt und ist sicherheitshalber ausgewechselt worden“). Für ihn kam Dani de Wit. Doch auch er konnte das Offensivspiel nicht mehr entscheidend beleben.
Eintracht Frankfurt jubelt und bleibt weiter auf Champions-League-Kurs, während Bochum weiter tief im Tabellenkeller steckt. Doch die Diskussionen um die Fan-Proteste dürften noch lange nachhallen. Ein heißer Abend in Bochum – mit allem, was dazugehört!
Und der auch Mut macht: Denn Bochum war mal wieder das gesamte Spiel auf Augenhöhe unterwegs. Dies macht Mut für die weiteren acht Endspiele in der Bundesliga.
Fotos: Sebastian Sendlak