VfL taumelt weiter: Pfiffe nach dritter Niederlage – Bero stellt sich den Fans

Der Fehlstart ist perfekt. Vierter Spieltag, dritte Niederlage: 

Auch gegen Preußen Münster zeigte der VfL Bochum erneut das gleiche Muster der Vorwochen. Bis kurz vor den Strafraum lief vieles einigermaßen sauber, doch in der letzten Zone fehlten erneut Präzision, Tempo und Überzeugung. Gefährliche Bälle vor das Tor? Wieder viel zu selten. Dazu häuften sich technische Fehler – unsaubere erste Kontakte, missglückte Ballannahmen, sogar unnötige Handspiele. Am Ende standen nicht nur leere Hände, sondern erstmals in dieser Saison auch Pfiffe von den eigenen Rängen.

Ein Abend, der wehtat

Die Unzufriedenheit der Fans ist angekommen und greifbar – und nach diesem Auftritt absolut verständlich. Der Anspruch beim VfL ist ein einfach ein anderer, die Erwartungshaltung klar: mutiger, entschlossener, zielstrebiger. Umso größer der Riss, als die Mannschaft nach dem Schlusspfiff Richtung Kurve ging und auf eisige Reaktionen traf. Kurz zögerte Matúš Bero, drehte sich erst Richtung Kabine – und ging dann doch vorweg.

Kapitän Bero nach dem Spiel: „Es war mein Fehler, dass ich erst in die Kabine wollte. Dann habe ich mich den Fans gestellt und habe mein Team verteidigt. Wir haben alles gegeben. Wenn irgendjemand meine Mitspieler attackiert, schütze ich sie. Wir brauchen die Fans. Wir sind dankbar für ihre Unterstützung.“

Bero entschuldigte sich somit im Nachgang für das Zögern – und setzte damit das richtige, starke Zeichen: Führung heißt, auch in Gegenwind voranzugehen.

Wiederkehrende Schwächen

Sportlich bleibt die Analyse weiter ernüchternd. Bochum kam strukturiert ins zweite Drittel, doch die Zuspiele in die gefährlichen Räume waren zu selten und zu ungenau. Läufe in die Tiefe wurden nicht konsequent bedient, Ablagen versprangen, Torabschlüsse verpufften. Genau jene Effizienz, die Spiele entscheidet, fehlt.

Trainer Dieter Hecking brachte es nach Abpfiff auf den Punkt:

„Wir waren oftmals zu ungenau, hatten zu viele technische Fehler, um gute Aktionen zu Ende zu bringen. Das nervt uns aktuell. Wir müssen uns deutlich steigern. Es ist ein harter Weg, aber den werden und müssen wir gehen.“

Kommentar: Unmut ist legitim – aber jetzt braucht es Rückenwind

Ja, die Pfiffe der Bochumer Fans sind Ausdruck berechtigter Enttäuschung. Aber sie helfen der Mannschaft in dieser Lage nicht weiter. Was es jetzt braucht, ist zweierlei: Ehrlichkeit der Spieler und Trainer in der Analyse und Geschlossenheit auf dem Platz wie auf den Rängen. Jeder Einzelne Spieler muss am Ende 100 % geben und sichtbar versuchen, sein Bestes abzurufen. Der einzige Weg, die Stimmung zu drehen, führt über Siege – nicht über Worte.

Blick nach vorn: Länderspielpause als Kippmoment

Die kommende Länderspielpause ist Chance und Pflichtprogramm zugleich: regenerieren, klare Abläufe im letzten Drittel schärfen, technische Sauberkeit erzwingen, Automatismen fürs Tor kreieren. Der Fahrplan liegt auf der Hand – die Umsetzung entscheidet. Der VfL steht an einem frühen Scheideweg der Saison. Dreht das Team um Dieter Hecking jetzt an den richtigen Stellschrauben, kann dieser Nachmittag gegen Münster im Rückblick als Wendepunkt stehen. Wenn nicht, droht ein Herbst im Gegenwind.

Botschaft für das Team des VfL zum Mitnehmen: Der Ärger der Fans ist nachvollziehbar. Doch aus ihm muss Energie werden – auf dem Platz und auf den Rängen. Nur so wird aus Pfiffen wieder Applaus.

Fotos: Sebastian Sendlak